
NIEDERBERGER Gruppe Verwaltungs-GmbH:
Leise, lokal, leistungsstark: Wie das Hundekotmobil zum innenstädtischen Mikro-Hygienewunder wurde
Von der Hundehinterlassenschaft zur Lösung urbaner Reinigungsprobleme: Das Hundekotmobil zeigt, wie Innovation, Elektromobilität und Bürgernähe den Wandel in der Stadtreinigung vorantreiben.
Berlin / Köln - In Berlin gibt es eine neue Waffe gegen den alltäglichen Stadtmüll. Und sie kommt überraschend klein, leise und freundlich daher. Was einst als Lösung gegen Hundehäufchen begann und liebevoll vom Berliner „Pralinensammler“ getauft wurde, entwickelt sich gerade zu einem innovativen Werkzeug gegen ein weit größeres Problem: die schleichende Vermüllung des öffentlichen Raums.
Hundekotmobil nennen die Entwickler das charmante Spezialfahrzeug, das in 8 Berliner Bezirken im Einsatz ist – ausgestattet mit Saugsystem, großem Auffangbehälter und elektrischem Antrieb. Entwickelt wurde es vom Berliner Betrieb des bundesweit tätigen Gebäudedienstleisters Niederberger (www.niederberger.de), der mit dem Projekt einen Nerv getroffen hat: Städter wollen es sauber, aber bitte CO2-neutral und nachhaltig, effizient und ohne lärmende Großtechnik.
Von der Hundetretmine zum urbanen Punktsauger
Ursprünglich konzipiert wurde das Fahrzeug, um ein sehr spezifisches Problem zu lösen: Hundekot auf Gehwegen, Wiesen und Spielplätzen. Denn trotz Bußgeldandrohungen von bis zu 300 Euro und hunderten Hinweisschildern, bleiben in der Hauptstadt täglich unzählige Haufen liegen – sichtbar und unsichtbar. Seit 2008 sind die Hundekotmobile auf Berlins Straßen unterwegs. Damals noch als kleine Prototypen mit Verbrennungsmotor, die als Mule-Fahrzeuge in einem frühen Entwicklungsstadium für Praxistests genutzt wurden. Seit 2015 setzt die Niederberger Gruppe jedoch konsequent auf Elektromobilität und baute das Fahrzeug auf Basis des Renault Twizy komplett emissionsfrei um.
„Unser Hundekotmobil war eine Reaktion auf ein Problem, das wir tagtäglich gesehen haben“, erinnert sich Peter Hollmann, Betriebsleiter bei Niederberger Berlin. „Aber schon bei den ersten Einsätzen wurde deutlich: Das Fahrzeug kann viel mehr.“
Alltagsmüll: Das unterschätzte Großproblem
Was die Teams beim Saugeinsatz nämlich schnell bemerkten: Das Hundekotmobil nimmt nicht nur Hundekot mit, sondern auch das, was Berlin und die meisten deutschen (Groß-) Städte zunehmend belastet: Zigarettenkippen, Kronkorken, Snackverpackungen und -Reste, Kaffeebecherdeckel, Scherben, Taschentücher und anderer Leichtmüll. Vieles davon liegt auf Gehwegen, in Fußgängerzonen, vor U-Bahn-Eingängen oder in Parks. Jedoch sind klassische Kehrmaschinen häufig zu groß, zu laut oder kommen nicht durch. Genau hier zeigt das Mikro-Fahrzeug seine Stärken: Es ist kompakt, emissionsfrei, wendig und nahezu geräuschlos.
Einer der Fahrer ist Conrad Karnath. Der 55-jährige kennt Berlins Straßen wie seine Westentasche. Mit dem Hundekotmobil rollt er im gemächlichen Schritttempo über Bürgersteige und Fußwege. „Mit der Zeit entwickelt man ein Gespür für die kleinen Dinge und weiß, wo man genau gucken muss: Zwischen Grashalmen, in den Ritzen zwischen Gehwegplatten und Fahrbahn und zwischen Sitzbänken, Fahrradständern oder Pollern“, erzählt er. Für den gehörlosen Karnath ist eine Schicht im Hundekotmobil dann auch mehr als bloße Reinigung: „Ich helfe dabei, Berlin lebenswert zu halten und fühle mich mit oder trotz meines Handicaps sehr sinnvoll eingesetzt.“
Immerhin: Dank Tütenspendern, Hundetoiletten, ausgewiesenen Auslaufgebieten und regelmäßigen Kontrollgängen der Ordnungsämter konnte das Hundekot-Problem inzwischen eingedämmt werden. Die Menge der eingesammelten tierischen Hinterlassenschaften hat sich in den letzten Jahren reduziert, ist aber immer noch hoch. „Vor knapp zehn Jahren sammelten unsere Teams wöchentlich an die 15 Tonnen Hundekot ein. Heute sind es schätzungsweise nur noch 20 bis 25 Tonnen pro Monat, wohlgemerkt allein an tierischen Hinterlassenschaften. Dazu kommen aber noch 2-3 Tonnen an unterschiedlichstem Leichtmüll, den wir von Straßen und Grünflächen saugen“, erzählt Peter Hollmann.
Technik mit Nachhaltigkeitsbonus
Herzstück des Hundekotmobils ist ein leistungsstarkes Saugmodul, das den Unrat direkt in den verschlossenen 60-Liter-Auffangbehälter saugt, der am Heck des kleinen Elektrofahrzeugs befestigt ist. Das Fahrzeug basiert auf dem Renault Twizy, verbraucht lediglich 5,8 kWh auf 100 Kilometer, hat eine Reichweite von etwa 100 Kilometern und verursacht keine lokalen Emissionen. Eine Vollladung kostet rund 2,65 Euro und damit deutlich weniger als jeder Dieselkleintransporter. Auch in Sachen Lautstärke überzeugt das Mini-Mobil: Selbst auf engem Raum bleibt der Betrieb dezent und kaum hörbar.
Nicht zuletzt durch seine kompakte Bauweise punktet das Hundekotmobil in engen Altstadtgassen, Fußgängerzonen, Parkwegen oder rund um Spielplätze mit hoher Wendigkeit. Die Steuerung erfolgt durch geschultes Fachpersonal, das gezielt neuralgische Punkte im Stadtbild ansteuert – oft auf Hinweise aus der Bevölkerung oder Meldungen über städtische Apps hin. „Das Hundekotmobil kann in 15 Minuten kleine Plätze reinigen, für die sonst Personal mit Handschuh und Zange mindestens eine Stunde unterwegs wäre“, so Hollmann.
Ein bemerkenswerter Nebeneffekt ist die soziale Komponente: Während große Reinigungsfahrzeuge häufig als störend oder gar bedrohlich wahrgenommen werden, erfährt das Hundekotmobil genau das Gegenteil. Kinder winken dem Fahrzeug zu, Passanten bedanken sich, viele machen Fotos. „Es steht sinnbildlich für eine freundliche Art der Stadtreinigung“, sagt Hollmann. „Das hilft auch, die Akzeptanz für Ordnung im öffentlichen Raum zu erhöhen.“
Diese emotionale Wirkung ist kein Zufall. Die Niederberger Gruppe versteht ihr Modell als Teil eines modernen, sympathischen Verständnisses von kommunaler Sauberkeit – sichtbar, niedrigschwellig und effizient. „Unser Anspruch ist es, Sauberkeit als positive Erfahrung zu gestalten, nicht als Drohkulisse oder Zwangsmaßnahme“, ergänzt Marc-A. Eickholz, Geschäftsführer der Niederberger Gruppe.
Berliner Pilot sorgt für bundesweite Aufmerksamkeit
Was in Berlin begann, zieht Kreise. Auf dem Bundeskongress der Kommunalen Abfallwirtschaft & Stadtsauberkeit wurde das Hundekotmobil im Frühjahr erstmals bundesweit vorgestellt; das Feedback war groß. Erste Kommunen aus Nordrhein-Westfalen, Hessen und Bayern haben bereits ihr Interesse an Testeinsätzen oder einem Rollout bekundet. Die Fahrzeuge können modular angepasst, individuell gebrandet und sogar für andere Reinigungsdienste genutzt werden. So sind Varianten für Hausmeisterdienste, Sonderreinigungen oder flexible Tagesrouten denkbar. Niederberger bietet außerdem intensive Schulungen für das Bedienpersonal sowie regelmäßige Wartung und Serviceverträge, um einen dauerhaft reibungslosen Betrieb zu garantieren.
Marc-A. Eickholz sieht das Konzept als Ergänzung zu bestehenden Systemen, nicht als Ersatz: „Es geht nicht um eine Revolution, sondern um eine smarte Evolution kommunaler Reinigungsarbeit. Wir sehen den Einsatz in Lückenbereichen, in denen klassische Systeme versagen oder ineffizient sind.“
Auch wirtschaftlich rechnet sich das Konzept: Geringere Betriebskosten, weniger Personaleinsatz pro Quadratmeter, keine Treibstoffkosten, weniger Schäden durch verschmutzte Infrastruktur und eine höhere subjektive Sauberkeit, die sich auch auf Beschwerden und politische Debatten auswirkt. Der lokale Fokus auf Prävention und Effizienz machen es zu einer attraktiven Alternative zu herkömmlichen Kehrmaschinen.
Smart gegen Schmutz: Die Zukunft rollt elektrisch
Die Zeiten, in denen Stadtsauberkeit ausschließlich von großen Kehrmaschinen oder Bußgeldbescheiden abhängt, sind vorbei. Das Hundekotmobil zeigt: Sauberkeit kann leise, gezielt und positiv wahrgenommen organisiert werden. Was als Antwort auf Hundekot begann, wird zur Plattform für neue urbane Reinigungskonzepte. Und vielleicht ist genau das die Zukunft: Weniger Mahnfinger, mehr smarte Lösungen.